Premiumwanderwege als touristische Angebote wurden in den letzten Jahren in vielen Regionen Deutschlands, aber auch in den angrenzenden Nachbarländern eingerichtet. Der Aufenthalt von Wanderern in der Natur hat verständlicherweise auch Auswirkungen auf die Natur selbst:
- durch unmittelbare Trittbelastungen kann die Pflanzendecke auf dem Weg/Pfad lokal in Mitleidenschaft gezogen werden.
- die Anwesenheit des Menschen kann Tiere optisch, akustisch und olfaktorisch stören.
- eventuelle Maßnahmen zur Wegerhaltung (Bänke, Trittstufen, Pfaderstellung, Pfosten) können nötig sein
- unsachgerechtes Verhalten der Wanderer (‚Müll entsorgen‘, ‚Pflanzen pflücken‘ etc.) kann negative Auswirkungen auf die Natur haben
Hier sind Konflikte mit dem Naturschutz denkbar.
Es wäre jedoch falsch, pauschal eine Unvereinbarkeit von Naturschutz und der Etablierung von Wanderwegen zu sehen. Vielmehr ist es wichtig, bei jedem Einzelfall sorgfältig abzuwägen, ob es real negative Auswirkungen auf die Natur gibt. Darin unterscheidet sich das Wandern wesentlich von anderen outdoor-Sportarten, die die Natur oft nur als Kulisse für ihre Aktivitäten verstehen und der Be- und Überwältigungsgedanke im Vordergrund steht („Kampf mit den natürlichen Gewalten“).
Nicht alle Lebensräume sind gleich stark durch eventuelle Trittbelastungen oder Weganlage gefährdet: hochempfindliche Moorökosysteme sind beispielsweise ganz anders einzustufen als Mähwiesen oder Waldökosysteme.
Wanderwege nutzen zu großen Teilen bestehende Wegenetze und etwaige Zusatzbelastungen für die Natur können vernachlässigbar gering sein. Die Einbeziehung eines bestehenden Moor-Holzsteges in eine neue Wanderroute muss beispielsweise ganz anders beurteilt werden, als die Neuanlage eines solchen Pfades in einem Hochmoor. Letzteres wird in Deutschland aus gutem Grund kaum genehmigungsfähig sein; hier hat der Naturschutz Vorrang.
Das dichte Vorbeiführen eines Wanderweges an dem Niststandort einer besonders schützenswerten Vogelart (z.B. Schwarzstorch, Uhu, Wanderfalke) kann aufgrund der zu erwartenden Störungen problematisch sein, da diese Tiere sensibel reagieren. Aber nicht in allen Regionen brüten solche Vögel und aufgrund des Revierverhaltens ist es sogar bei den meisten Arten unwahrscheinlich, dass dicht beieinander liegende Brutstätten vorliegen.
Kompromisse, mit denen Naturschutz und die Einrichtung von Wanderwegen in Einklang zu bringen sind, können meistens leicht erreicht werden, wenn rechtzeitig im Planungsprozess miteinander kommuniziert wird.
Dies gilt insbesondere für Probleme, die in Zusammenhang mit der Einrichtung von Wanderwegen und dem europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 entstehen könnten.